Mittwoch, 10. September 2014

Lehren aus dem RKC Snatchtest

Der RKC Snatchtest ist in den Augen der meisten Kandidaten die grösste Hürde, wenn es darum geht, das begehrte Kettlebell-Trainer-Zertifikat zu bekommen. Innerhalb der RKC wird der Snatchtest immer wieder kontorvers diskutiert, da er nur schwer mit unserer Trainingphilosophie zu vereinbaren ist. Kaum einer, der hundert Snatches am Stück macht, kann bis zum Schluss eine saubere und knackige Hardstyle Technik halten.
Ich persönlich habe mich mittlerweile damit arrangiert und glaube man kann sowohl in der Vorbereitung dafür als auch beim eigentlichen Test eine Menge lernen.

Zum Hauptargument der Snatchtest-Kritiker, der Verletzungsgefahr durch die enorme Intensität des Tests (ja, der erste ist für fast jeden ein erschütterndes Erlebnis): Wer glaubt einen RKC Snatchtest einfach so aus dem Ärmel schütteln zu können, der bringt sich in der Tat in akute Gefahr. Wer sich aber - wie es gedacht ist - mit einem gut strukturierten Programm gezielt darauf vorbereitet hat, der hat dabei auch kein grösseres Risiko wie bei jedem anderen Sport.
Die Zahl der Verletzten auf RKC Zertifizierungskursen ist nach wie vor erstaunlich niedrig, wenn man bedenkt, dass die Kandidaten über volle drei Tage mit Kettlebells trainieren. In der Regel sind es, wenn überhaupt nur Kleinigkeiten und kaum ein Kandidat kann verletzungsbedingt den Workshop nicht beenden. Bei jedem Volkslauf passiert mehr.


Was Du aus der Vorbereitung lernen kannst

Mein favorisiertes Vorbereitungsprogramm habe ich in dem Artikel
Der RKC Snatch Test und wie man ihn besteht ausführlich beschrieben. Es gibt selbstverständlich noch andere Methoden. Häufig wird empfohlen sich zunächst an das Volumen (die 100 Snatches + 10 % mit dem gegebenen Gewicht) zu gewöhnen und dann nach und nach die Pausen zu reduzieren. Obwohl dieser Ansatz zweifelsohne funktioniert, gefällt er mir nicht so gut, da er gegen Ende der Vorbereitung hohe Belastungen und damit lange Erholungszeiten mit sich bringt.

Wichtig für eine erfolgreiche Vorbereitung für den Snatchtest ist:

  • Rechtzeitig anfangen.
  • Eine strukturierte Vorgehensweise.
  • Realistische Einschätzung der Ausgangssituation.
  • Konsistentes Training mit sinnvoller Progression.
  • Eine sichere Technik.
Wenn Du jetzt denkst: "klar, aber das gilt doch für jedes Training!" - dann hast Du sowas von recht!
Mit anderen Worten: wer den RKC Snatchtest sicher bestehen will, muss genau diese fünf Punkte kennen und anwenden. Sie sind allgemein gültig und lassen sich auf jedes Ergebnis orientierte Training übertragen. Bei den wenigen Mutanten, die den Test ohne jegliche Vorbereitung bestehen, können wir, glaube ich, getrost davon ausgehen, dass sie sich diese Erkenntnisse schon anderweitig erarbeitet haben.


Was Du beim Snatchtest lernen kannst

Der Test selbst ist, obwohl ja nur 5 Minuten lang, eine ziemlich intensive Erfahrung - besonders die ersten male. Betrachten wir es mal objektiv: Es geht darum in 5 Minuten 100 Snatches mit (bei mir) 24 kg zu machen. Das sind 20 Snatches in der Minute fünf mal hintereinander. Es ist kein Wettbewerb - keiner bekommt etwas dafür der schnellste zu sein, abgesehen davon, dass man es schneller hinter sich hat. Das ist wirklich nicht die Welt - es ist machbar (ich habe nicht leicht gesagt). Ich konnte bisher nur zwei Ursachen identifizieren, die es den Kandidaten richtig schwer bis unmöglich machen den Test zu bestehen:
  1. Mangelnde Vorbereitung.
  2. Zu viel Kopfkino. 
Wer ohne umfassende Vorbereitung einen Snatchtest macht, ist selbst Schuld. Meine Coaching Kunden machen ihre Tests in der Regel ohne großes Aufhebens nach meist ca. 3 Monaten Vorbereitung - dank dieser wissen sie schon vor dem Test, dass es klappen wird.
Wer die Arbeit für die Vorbereitung gemacht hat und trotzdem noch Nerven flattern bekommt, wenn er nur an den Test denkt, bei dem ist etwas anderes schief gelaufen. In der Regel sind das Kandidaten, die es während der Vorbereitung nicht lassen konnten, immer wieder zu testen, ob es immer noch, schon oder wieder klappt. Dadurch haben sie so viele nicht erfolgreiche Versuche angesammelt, das sie sich unterbewusst davon überzeugt haben, dass es gar nicht klappen kann. Falls Du, lieber Leser, zu diesen Spezialisten gehörst, hast Du zwei Möglichkeiten:
  • Wenn Deine Vorbereitung noch läuft und Du noch genug Zeit hast, dann starte Dein Programm nochmal von vorne - und mach "Generalproben" nur wenn
    A. eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass es klappt,
    B. Du ausgeruht bist und dich fit fühlst.
  • Wenn Du Deine Vorbereitung schon abgeschlossen hast (oder es auf dem RKC doch nicht geklappt hat und Du nachliefern musst), dann ist es wichtig Dir klar zu machen, dass es eigentlich keine große Sache ist. Nimm Dir 10 Minuten Zeit und mach 100 Snatches - ja das ist die doppelte Zeit - aber Du hast das gleiche Volumen gemacht. Tu alles dafür, dass Dein Oberbedenkenträger, der jedes mal Alarm schlägt, wenn Du eine Snatch size Kettlebell siehst, sich wieder beruhigt.
    Und dann nimm die Kugel und zieh es durch. Ab dem ersten Snatch denkst Du ausschließlich und konzentriert an Deine Technik. Am besten zählst Du gar nicht erst mit - lass das einen Trainingspartner machen. Fokussiere auf perfekte Technik bei jeder Wiederholung - nur das kann Dir bei Test helfen. Wie viele Snatches Du schon gemacht hast, ist Vergangenheit, wie viele noch kommen ist Zukunft, beides kannst Du nicht beeinflussen - das einzige was Du beeinflussen kannst ist die Wiederholung, die Du gerade machst. Das klingt nach Zen - und bis zu einem gewissen Grad ist es das auch. Es geht darum den Geist zu beherrschen und ihn dazu einzusetzen die Aufgabe zu erfüllen.
Manche glauben der Snatch Test ist so etwas wie der Erste Hilfe Kurs beim Führerschein - einmal durchmachen und alles wieder vergessen. Diese Einstellung rächt sich aber spätestens bei der nächsten Rezertifizierung (Alle RKC Instruktoren müssen alle paar Jahre die Tests wiederholen). Jeder RKC sollte jederzeit in der Lage sein, einen Snatchtest zu machen, unabhängig von der Tagesform.
Wem es also gelingt den Snatchtest nicht nur zu bestehen, sondern auch zu meistern - der hat sich Qualitäten erarbeitet, die sich in viele Lebenslagen anwenden lassen.
Viel Spass beim Snatchen.




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