Donnerstag, 31. Januar 2013

Schmerzen tun nicht weh...

... diesen Spruch bringt Partick Swayze in Roadhouse, einem recht netten B Movie, als Begründung warum er eine Narkose beim Nähen seiner Messerwunde ablehnt. In dem Streifen spielt er einen Rausschmeisser, der dafür angeheuert wird, eine ziemlich abgehalfterte Disko / Bar wieder profitabel zu machen. Mit seinen Kung Fu Künsten besiegt er den örtlichen Bösewicht und findet die Liebe fürs Leben.

Warum nehme ich diesen Spruch als Aufhänger für meinen heutigen Artikel?

Schmerzen verschiedenster Art sind ein häufiger Begleiter eines aktiven Sportlers. Mein erster Tae Kwon Do Meister Walter Rangosh hat einmal zu mir gesagt, er habe keine Angst vor dem älter werden, weil ihm eh ständig irgend etwas weh tut.

In diesem Artikel möchte ich die verschiedenen Ursachen betrachten und einen sinnvollen Umgang damit anregen. Jenseits von Platitüden wie "No Pain - No Gain" und "Sport ist Mord".

Ich teile die Empfindungen, die im Zusammenhang mit dem Training auftreten, in 5 Kategorien ein: 

  • Kategorie 1: Überbelastungen
    Muskelkater und steife Glieder am Tag nach einer intensiven Trainings-Session. Hier handelt es sich um normale Symptome einer starken Belastung.
    Empfehlung: Freu Dich darüber* aber nimm Gas raus bis die Symptome weg sind.

    *weil es bedeutet, dass Du die Überkompensation in Gang gebracht hast.

  • Kategorie 2: Belastungsschmerzen
    Der Schmerz durch Stretching, Erschöpfung oder bei isometrischen Belastungen. Das "Brennen" bei hohen Wiederholungszahlen mit niedrigem bis moderatem Widerstand.
    Empfehlung: Baue langsam Deine Toleranz gegen diese Empfindungen auf. Achte aber darauf es nicht zu übertreiben. Leide nicht  - das macht es nur schlimmer ;-)

  • Kategorie 3: Kleinere Unannehmlichkeiten
    Wunde Stelle an verschiedensten Körperteilen (im Tae Kwon Do sind es oft die Fusssohlen).
    Empfehlung: Sei Wehleidig! Solche kleinen Unannehmlichkeiten haben schon Menschen das Leben gekostet. Wenn Dir eine wunde Stelle oder etwas ähnliches auffällt - schaff sofort Abhilfe, bevor es schlimm wird.

  • Kategorie 4: Sportverletzungen
    Sportverletzungen und Schmerzen des Bewegungsaperats aller Art.
    Empfehlung: Respektiere den Schmerz und finde Wege zu trainieren ohne die betroffenen Muster/Gelenke zu belasten. 

  • Kategorie 5: Sonstige Schmerzen
    Allgemeine Schmerzen, die nichts mit Bewegung zu tun haben (Kopfweh, Regelschmerzen etc.)  - Achtung Rückenschmerzen und andere Gelenkschmerzen gehören in Kategorie 4, auch wenn kein direkter Zusammenhang mit dem Training hergestellt werden kann.
    Empfehlung: Je nach Intensität können solche Beschwerden entweder vollständig ignorieren oder eine leichtere Trainingseinheit einlegen werden. Berücksichtige, dass Schmerzen jeder Art Deine Reaktionsfähigkeit herabsetzen - also keine Kunststücke an solchen Tagen.

Jeder Schmerz ist anders und es ist wichtig zu unterscheiden und adäquat darauf zu reagieren.
Bei akuten Verletzungen ist es nicht empfehlenswert ,den Schmerz einfach zu ignorieren und weiter zu machen. Beim Stretching ist eine gewisse Schmerztoleranz praktisch der einzige Weg Fortschritte zu machen. 

Also kein Sport in verletztem Zustand?


Gray Cook - der Erfinder der FMS Methode - hat festgestellt, dass Schmerzen Bewegungsmuster unvorhersehbar verändern. Das Zentrale Nervensystem bewertet die Signale jedes mal neu und reagiert entsprechend. Wer also mit einer akuten Knieverletzung nicht auf sein Squat Training verzichten will, tut sich damit keinen gefallen - nicht nur geht er das Risiko ein ,die Verletzung zu verschlimmern, vor allem trainiert er nicht die gleiche Übung, wie vor der Verletzung, weil der Bewegungsablauf bei jeder Wiederholung zufällig verändert wird. 
Das läuft ungefähr so ab: Die erste Wiederholung klappt ganz gut, das Selbstvertrauen steigt - scheinbar ist die Verletzung gar nicht so schlimm. Bei der zweiten meldet sich das verletze Knie dann plötzlich doch, der Sportler erschrickt, aber es klappt trotzdem - ab jetzt pass ich besser auf! Die dritte und vierte Wiederholung wird ein bißchen mehr mit der unverletzten Seite gedrückt und bei der fünften ist das gesunde Bein dann wegen der Mehrbelastung müde und alles sieht wieder anders aus. Glaubst Du so wirst Du einen sinnvollen Trainingseffekt erzielen?

Vermeide Verletzungspausen


Sich wegen jeder Verletzung oder sonstigen "Befindlichkeitsstörungen" still zu halten, ist für jeden, der mit seiner sportlichen Betätigung ein Ziel verfolgt zu "teuer". Trainingsergebnisse stellen sich nun mal durch langfristig konsistente Progressionen ein und nicht durch das, was Master Reifkind "Random acts of Variety" nennt. Unser neu beförderter Master RKC Max Shank behauptet von sich selbst faul zu sein, wenn es um sein Training geht und trotzdem drückt er zwei Beasts (48 kg Kettlebell) bei einem Körpergewicht von um die 70 kg. Er mag faul sein, aber er ist sicherlich konsequent in seinen Bemühungen. Wer bei jedem Zipperlein pausiert, wird ein solches Niveau kaum erreichen.

Die hohe Kunst...

ist es also, zu erkennen welcher Schmerz in welche Kategorie gehört und adäquat damit umzugehen. Wichtig ist das unabhängig von eventuellen Rahmenbedingungen konsequent durchzuziehen. Egal wer zuschaut, egal was Du Dir vorgenommen hast: Hör auf Deinen Körper.

Ein Zitat, das ich in diesem Kontext sehr gelungen finde ist folgendes:
"Man gehe dagegen an; denn man wird besiegt, wenn man nachgibt; man siegt, wenn man gegen seinen Schmerz angeht."
Seneca

Disclaimer

Ich bin kein Arzt und der Artikel gibt meine persönlichen Erfahrungen und Herangehensweisen wieder. Ich gebe keine medizinischen Ratschläge.

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