Mittwoch, 12. Dezember 2012

Flexibilität und Kraft


Pavel's neues Motto "Strong First" entspringt der Erkenntnis, dass jede physische Qualität sich auf Körperkraft zurückführen lässt.
“Strength is the foundation for development of the rest of physical qualities,” categorically stated Professor Leonid Matveev. It takes priority over all others: endurance, flexibility, etc. 
Kraft ist also die übergeordnete Qualität - sozusagen der Schlüssel - zu allen anderen physischen Attributen oder Fertigkeiten.
Nehmen wir das oben angesprochene Thema Fexibilität als Diskussionsgrundlage. Manch begeisterter Yogi wird die Nase darüber rümpfen und fragen, wo denn bitte der Zusammenhang zwischen Flexibilität und Kraft sei.
Hierzu ein kleiner Erfahrungsbericht aus meiner Kampfsport Karriere:
Als Schüler des koreanischen Tae Kwon Do war Flexibilität für mich von Anfang an ein wichtiges Trainingsziel. Zu Beginn konnte es mir nicht schnell genug gehen und ich sah mich schon mit dem Fuß Bretter senkrecht über meinem Kopf zertreten - leider ist die Realität bis heute meiner Vision nicht gerecht geworden. Im ersten Jahr meiner Karriere hatte ich natürlich gute Fortschritte gemacht und meine vorher "verkürzten"* Muskeln wieder auf eine halbwegs sinnvolle Länge gebracht. Dann allerdings ist jeder Fortschritt eingeschlafen und ich kickte einige Jahre etwa auf Kopfhöhe dahin. Beim Dehnen im Training sah ich gegen unsere weiblichen Kämpferinnen regelmäßig schlecht aus. Irgendwann packte mich der Ehrgeiz und ich wollte endlich weiter kommen. Schmerzen sind bekanntlich Ansichtssache und so begann ich mit zusammen gebissenen Zähnen meine Dehnübungen zu intensivieren. Das klappte das ganz gut und ich gewann ein paar Zentimeter auf dem Weg zum Spagat dazu - ich wurde, zumindest unter den männlichen Teilnehmern, einer der gelenkigsten Schüler.


Die unerwünschte die "Nebenwirkungen" war dass meine Hüfte derart unstabil wurden, dass ich nach längerem Sitzen jedes mal wie ein 70-Jähriger aufstehen und meine Oberschenkelknochen zurück in die Hüftpfannen buxieren musste. Nach etwa 10 mehrwöchigen Zyklen von aufdehnen und anschliessender Regeneration, sah sogar ich ein, dass es so wohl keinen Sinn machte. Fragen an meinen Meister und fortgeschrittenere Trainingskammeraden ergaben, dass ich mich am Besten mit der Flexibilität zufrieden geben sollte, die ich nebenwirkungsfrei vertrug.
Einige Jahre blieb dieser Status Quo erhalten und ich kam trotz leichter Hüftarthrose gut zurecht. Dann lernte ich Robert Rimoczi und seine Kettlebells kennen und begann intensiver damit zu trainieren - kein besonderes Dehnprogramm nur Swings, Squats, Snatches und so weiter. Und siehe da, nach ein paar Monaten begann ich ohne an meinem Training etwas zu verändern, flexibler zu werden - plötzlich sitze ich fast im Spagat!

Für die letzen paar Zentimeter hole ich mir Rat von Jon Engum, den ich für kommenden Mai eingeladen habe hier in Deutschland seinen Flexible Steel Workshop zu halten. Ich bin gespannt ob ich in den zwei Tagen meinen ersten Spagat hinlegen kann - ich wäre nicht der erste.


Kraft und Flexibilität - Jon Engum Master RKC und 7.Dan Tae Kwon Do
Jon hat seinen ersten Spagat erst nach seinem 40ten Geburtstag geschafft. Die Methoden die ihm diesen späten Erfolg möglich gemacht haben, hat er zu einem System zusammen gefasst das jedem, der mehr Beweglichkeit möchte helfen kann. Egal ob chronisch steiff oder ob nur mehr der letzte schliff fehlt - Jon kennt den Weg zu Deinem Ziel. Er gibt keine "Versuch mal diese Übung für ein Paar Monate"- Tipps - seine Methoden zeigen meistens sofort ihre Wirksamkeit.
Flexibilität und Kraft hängen zusammen wobei Kraft hier die fundamentale Qualität ist, auf der Flexibilität aufbaut.
Nochmal zurück zu unseren eschoffierten Yogi's vom Anfang - warum gelingt es ihnen ohne Krafttraining beschwerdefrei so beweglich zu werden? - Vermutlich weil Yoga im wesentlichen aus statisch haltenden Übungen und langsamen Bewegungen besteht - dadurch werden die Gelenke in den extremen Positionen nicht übermäßig belastet. Ein Kampfsportler, der, bei einem Kick, im Bruchteil einer Sekunde von völlig entspannt zu vollständig gestreckt wechselt und in der Endposition auch noch Kraft übertragen möchte muss anders trainieren.

Die richtige Kombination von Flexibilität und Kraft ist ebenso von großer Bedeutung wenn es um das erlernen von Techniken geht. Dazu möchte ich von einer Beobachtung berichten die ich kürzlich gemacht habe:
Gestern hatte ich die Gelegenheit als Gast an einer Gürtelprüfung teilzunehmen. Meistens betreue ich meine Schüler, so dass ich nicht die Muse habe, neutral zu beobachten.Mir ist aufgefallen, dass den Prüflingen, die die Technik, die sie vorführen sollten, langsam zeigen konnten, in der Regel keine Probleme beim Bruchtest hatten. Wer also sein Bein aus eigener Kraft in die richtige Position bringen konnte, konnte es dann auch aus der Bewegung heraus  - Kraft und Flexibilität. Die, die nur mit Hilfe des Trainers dazu in der Lage waren, mussten bei schneller Ausführung der Technik ihren Mangel an Kraft und/oder Beweglichkeit kompensieren und waren selten erfolgreich.


* Muskeln verkürzen nicht - das Zentrale Nerven System verhindert nur dass Muskeln (bzw. Gelenke) in extreme Positionen gebracht werden. Und was Dein ZNS als extrem betrachtet, hängt schlicht und ergreifend davon ab, was es gewöhnt ist.

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